16 Jul. 2024

„Kapitänsregelung“ wird in allen deutschen Spielklassen eingeführt

 

Bei der am Sonntag zu Ende gegangenen Europameisterschaft der UEFA ist sie auf große Zustimmung gestoßen, nun wird sie auch in Deutschland zum Saisonbeginn 2024/25 einheitlich in allen Spielklassen eingeführt: die Anweisung, dass sich nur der Mannschaftskapitän an den Schiedsrichter oder die Schiedsrichterin wenden darf, um eine wichtige Entscheidung erklärt zu bekommen.

Die Kapitäne sind das Sprachrohr ihrer Mannschaft gegenüber den Unparteiischen und zudem dafür verantwortlich, dass ihre Mitspieler*innen die Schiris respektieren, Abstand halten und sie nicht bedrängen. Ein*e Spieler*in, die/der die Rolle ihres/seines Kapitäns ignoriert, beim Referee reklamiert oder sich respektlos verhält, wird verwarnt. Wenn der Torwart des Teams das Kapitänsamt innehat, wird vor dem Spiel ein*e Feldspieler*in bestimmt, die/der den Unparteiischen ansprechen kann, falls sich am anderen Ende des Spielfelds eine strittige Szene ereignet. Die Schiris werden ihrerseits dazu ermutigt, sich im Dialog mit den Kapitänen auszutauschen, um eine respektvolle Atmosphäre zwischen allen Parteien zu schaffen und eine Vertrauensbasis zu den Spielerinnen und Spielern aufzubauen.

Lutz Wagner (DFB-Schiedsrichter-Lehrwart): „Die Einführung ist nicht nur sinnvoll und praxisgerecht, sie hilft auch dem Fußball bis an die Basis. Zudem ist sie sehr einfach umsetzbar, da es keinerlei regeltechnische Veränderungen braucht, sondern nur der Ablauf der Kommunikation zwischen dem Schiedsrichter und dem Kapitän klar definiert wird. Für alle Beteiligten gibt es zudem auch ein kurzes prägnantes Informationsblatt, damit alle auf dem gleichen Sachstand sind.“ Auch bfv-Präsident und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann ist von der Neuerung überzeugt: „Wir haben uns in den letzten Jahren für einen besseren Umgang auf dem Platz und mehr Wertschätzung im Miteinander eingesetzt. Die Kapitänsregelung zahlt zu 100 Prozent auf diese Punkte ein. Wenn wir zum Fußball gehen, wollen wir Fußball sehen und keine Diskussionen zwischen Männern oder Frauen auf dem Spielfeld. Auf Sicht wird die Kapitänsregel zu einer deutlichen Beruhigung führen.“

Gemeinsame Entscheidung von DFB Schiri GmbH, DFB e. V. und DFL

Die Entscheidung, die „Kapitänsregelung“ einheitlich im gesamten deutschen Spielbetrieb zu übernehmen, trafen die DFB Schiri GmbH, der DFB e. V. und die DFL in Gesprächen gemeinsam und einmütig. Die Regelung gilt entsprechend sowohl in den drei Profiligen der Männer als auch in den Frauen-Bundesligen, sämtlichen Amateurspielklassen, allen Pokalwettbewerben und dem Jugendbereich. Sie wurde bei der Europameisterschaft der UEFA erstmals umgesetzt und sorgte für einen respektvolleren Umgang mit den Unparteiischen sowie für ein positives Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.

Gemeinsam beschlossen wurde in den Gesprächen zudem, dass die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in allen Spielklassen präventiv agieren sollen, wenn die Torhüter*innen den Ball deutlich länger als die erlaubten sechs Sekunden mit den Händen kontrollieren, und klare Verstöße gegen diese Regelung konsequenter als bisher sanktionieren. Das Gleiche gilt für Einwürfe: Auch hier sollen die Referees proaktiv auf eine korrekte Ausführung hinwirken und eindeutig falsche Einwürfe ahnden.

Weiter konsequente Ahndung von Unsportlichkeiten und groben Foulspielen

Präventive Ansprachen an die Spieler*innen im Vorfeld von Freistößen in Tornähe und Strafstößen sollen die Unparteiischen zwar vornehmen, aber nicht in dem Maße ausdehnen, wie es teilweise bei der Europameisterschaft zu beobachten war. Bei der Bemessung der Nachspielzeit sollen die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter die bewährte Praxis der vergangenen Saison beibehalten und verlorene Spielzeit konsequent nachspielen lassen.

Ebenfalls fortgesetzt werden soll das entschlossene Vorgehen der Referees gegen unsportliches Verhalten jeglicher Art. Dazu gehören nicht nur Respektlosigkeiten gegenüber den Unparteiischen, sondern beispielsweise auch Spielverzögerungen wie das Ballwegschlagen und -tragen. Auch die konsequente Ahndung gesundheitsgefährdender Foulspiele mit der Roten Karte, wie sie in der vergangenen Saison praktiziert wurde, soll weiterhin erfolgen.

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