17 Feb. 2016

Bei der FG Rohrbach wird "Integration" groß geschrieben

 

Von Sonja Gamero / RNZ 17.02.2016

Heidelberg. Ehre, wem Ehre gebührt: Schon mit drei Preisen wurde die Fußball-Gemeinschaft Rohrbach vom Badischen Sportbund Nord und vom Deutschen Olympischen Sportbund ausgezeichnet. Damit würdigten die beiden Institutionen die Projekte "Sport für Vielfalt" und die "Weltliga", die Flüchtlinge bei der Integration unterstützen.

"Die Idee entstand vor einem Jahr", berichtet FGR-Kapitän und Vorstandsmitglied Marc Frick: "Zuerst wollten wir etwas mit den Kindern machen, weil wir dachten, sie hätten wenig zu tun." Tatsächlich sind Flüchtlingskinder in Deutschland durch die Schule jedoch gut integriert. Ansatzpunkte gab es daher bei den Älteren. "Wir wollten ein Angebot machen, dass so viele Flüchtlinge wie möglich anspricht", erklärt der Masterstudent.

Daraus entstand das Konzept der Zusammenführung zweier Kulturen durch die Leidenschaft am Sport. "Sport verbindet Menschen und gibt ihnen Halt in einer Umgebung, in der sie sonst nichts kennen", beschreibt Frick.

Dem Konzept folgten schnell Taten. Mittlerweile treffen sich jeden Dienstag geflohene Frauen und Kinder beim Projekt "Sport für Vielfalt", um unter anderem Yoga und Zumba zu machen. Damit es mit der Integration noch besser klappt, bekommen die Kinder Paten, ihnen werden Bezugspersonen aus Heidelberg zugeordnet. Die Männer treffen sich derweil zum gemeinsamen Kicken in der sogenannten "Weltliga".

"In ihr gibt es acht Mannschaften und jede muss mit mindestens zwei Heidelbergern als ‚Paten‘ spielen", beschreibt Frick das Projekt, "wir nennen es das umgedrehte Integrationsprinzip."

Und wie funktioniert das? "Das ist wie mit kleinen Kindern. Nur indem uns Verhaltensweisen vorgemacht werden, verstehen wir sie", erklärt Frick, "und nur durch Begegnungen mit Deutschen können die Flüchtlinge europäische Verhaltensweisen adaptieren. Wir sind sozusagen deren Anker in die Gesellschaft."

Schade findet Frick nur, dass sich manche Freundschaften nicht weiter entwickeln können. "Häufig werden Flüchtlinge in andere Städte verlegt und sind auf einmal weg", bedauert der Fußballer, "wir haben uns ab und zu zum Kochen oder Fußball schauen getroffen, und dann sind viele einfach neu verteilt worden."

Das wirkte sich auch auf die Teilnehmerzahl aus. Von anfangs 80 ist jetzt nur noch ein Stamm von 25 bis 30 Sportlern da, weshalb im Moment hauptsächlich der Spaß im Vordergrund steht. "Lustig eigentlich, wenn man dabei ein paar Wochen zurückdenkt", schmunzelt der Student. Die "Weltliga", die relativ regelfrei gehalten werden sollte, war nämlich gezwungen, Schiedsrichter und Regeln einzuführen, weil die Flüchtlinge unfassbar viel Ehrgeiz gezeigt und ihre ganze Woche nach dem Dienstagtermin strukturiert hatten.

Fünf von ihnen spielen jetzt sogar aktiv in der ersten Mannschaft der FG Rohrbach. "Einer von ihnen ist so gut, dass ich ihm das gar nicht sagen darf, weil er sonst zu einem höheren Verein wechselt", lacht Vorstandsmitglied Frick.

Nicht gerade erleichtert wird die Vereinsarbeit allerdings durch die unsichere Situation der FG Rohrbach. "Wir haben leider keinen eigenen Platz und kein eigenes Vereinsheim", bedauert Frick.

Der Grund hierfür liegt im Jahre 2012, als sich die FGR nach einer unangenehmen Auseinandersetzung mit der TSG Rohrbach schließlich eigenständig machte. "Die TSG löste damals die A-Jugend auf", lässt Frick das Geschehene Revue passieren. "Letztendlich war Fakt: Wir können dort nicht mehr Fußball spielen". Eine Trennung kam für die Mannschaft als zusammengewachsene Einheit jedoch nicht in Frage, und somit blieb nur der Schritt zum eigenen Vereinsnamen. Die Probleme mit der TSG lösten sich dadurch jedoch nicht, und so war auch der Trainingsort weg.

Zusammen mit der Stadt Heidelberg soll versucht werden, auf eine langfristige Lösung hinzuarbeiten. "Wir müssen als Verein schauen, dass wir Geschichte mal Geschichte sein lassen", sagt Frick, "und alle müssen zeigen, dass sie bereit sind, den Konfliktmodus abzuschalten."

 

Fünf Flüchtlinge sind bei der FG Rohrbach 2012 schon fest im Team