27 Feb. 2016

Nach einem halben Jahr ein anderer Kerl

 

Heidelberg. Hans-Dieter Krieg funkt S.O.S. „Es kann sein, dass wir im März und April nicht genügend Unparteiische haben, um alle Spiele auf Kreisebene zu besetzen“, fürchtet der Chef der Heidelberger Schiedsrichter. Der 46-jährige Druckermeister aus Leimen, der früher Oberligaspiele leitete, hofft auf den nächsten Neulingskurs. Er beginnt am 12. März im Klubhaus des VfB Leimen und erstreckt sich über drei Samstage. Anfragen und Anmeldungen sind unter der Mailadresse Hansdieter.krieg@fußball-hd.de willkommen. Mitmachen kann jeder ab 16 Jahren, gerne aber auch gestandene Fußballfreunde.

Im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung verrät Krieg, warum das Hobby durchaus attraktiv sein kann: Man bewegt sich in der frischen Luft, bekommt ein Taschengeld und schult die Persönlichkeit.

Hans-Dieter Krieg, die Situation ist prekär. Spiele sind gefährdet.

Leider ja. Es kann sein, dass wir im März und April nicht genügend Schiedsrichter haben, um alle Spiele auf Kreisebene zu besetzen. Es ist denkbar, dass die eine oder andere Begegnung in den beiden Staffeln der C-Klasse verlegt werden muss. Wir haben zwar rund 120 aktive Unparteiische. Engpässe gibt es aber vor allem an den Sonntagen. Manche Kollegen müssen mehrere Spiele pfeifen, hetzen von Sportplatz zu Sportplatz. Der Leistung förderlich ist das natürlich nicht.

Und am Ende gibt es die Hucke voll?

Ach was. Im Kreis Heidelberg geht es relativ friedlich zu. Außerdem sind in der Anfangszeit die Paten dabei. Das sind erfahrene Schiedsrichter wie zum Beispiel der ehemalige Bundesliga-Referee Kurt Witke, die unsere Anfänger betreuen und beraten.

Dennoch, ein Traumjob ist der Schiedsrichter nicht.

Das sehe ich anders. Wo sonst kann man sich in der frischen Luft bewegen und bekommt – anders als im Fitnessstudio, wo es kostet – noch ein Taschengeld dazu. Wenn sich ein junger Mann ein bisschen geschickt anstellt, kann er auf 200 Euro im Monat kommen. Das ist doch nicht schlecht.

Wer eignet sich für den Job?

Ein wenig Fußballverstand schadet nicht. Dazu ein selbstbewusstes und sicheres Auftreten ...

Mit 16 Jahren?

Sie würden staunen, wie schnell manche Selbstbewusstsein entwickeln. Ich habe schon erlebt, dass einer am Anfang schüchtern war und nach einem halben Jahr war das ein ganz anderer Kerl.

Derzeit wird über Roger Schmidt diskutiert. Der Trainer von Bayer Leverkusen weigerte sich, der Anordnung des Schiedsrichters zu folgen und auf die Tribüne zu gehen.

Schmidt hat ein schlechtes Beispiel abgegeben. Er wurde seiner Vorbildfunktion nicht gerecht.

Sie selbst betreuen beim SV Sandhausen Ihre Schiedsrichter-Kollegen. Was können Sie über das Verhalten von Trainer Alois Schwartz sagen?

Er ist emotional, aber er weiß, wie weit er gehen kann. Am Hardtwald herrscht eine gute Atmosphäre. Es gibt keine Klagen.

Da täuschen Sie sich. Präsident Jürgen Machmeier glaubt, dass der SV Sandhausen durch die Schiedsrichter benachteiligt wird, weil der Verein klein ist.

Das sehe ich nicht so. Über die Saison gleicht sich alles aus. Das gilt auch für Sandhausen.

RNZ Heidelberg - Wolfgang Brück

 

Neue Heidelberger Schiedrichter mit deren Paten